Green IT: Wenn die „Wolke“ ein Land wäre!

“Cloud Computing” liegt im Trend. Anwendungen und Daten werden immer weniger auf lokalen Rechnern und Endgeräten gespeichert, sondern in einer Datenwolke (engl. “cloud”) abgelegt: in global vernetzten Rechenzentren werden großen Datenmengen wie Filme, Bilder und Musik zentral gespeichert und verarbeitet. Telekommunikationsnetze verbinden die Rechenzentren und erlauben es dem Nutzer, Daten jederzeit und überall über das Internet abrufen zu können. Der Stromverbrauch dieser energiehungrigen, weltumspannenden Internet-Infrastruktur ist Gegenstand der von Greenpeace in der letzten Woche vorgestellten Studie ”How Clean Is Your Cloud?”.

Diese Studie ergänzt und aktualisiert eine erste Studie aus dem Jahr 2010 (“Make IT Green Report“), in der Greeenpeace bereits den gesamten weltweiten Stromverbrauch für den Betrieb des Internets, d.h. für Rechenzentren und Datenautobahnen, auf jährlich 623 Milliarden Kilowattstunden (kWh) geschätzt hatte. Gemessen am Stromverbrauch, wäre das Internet oder die “Cloud” bereits das fünftgrößte Land der Erde, noch vor Deutschland. Zum Vergleich: für ganz Deutschland gibt Greenpeace einen Jahresstromverbrauch von 547 Milliarden kWh an. Diese Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2007; ohne einen Zeitraum zu nennen geht Greenpeace von einer weiteren Steigerung des weltweiten Verbrauchs auf 1.973 Milliarden kWh pro Jahr aus. Der Grund: der weiterhin exponentielle Anstieg des weltweiten Datenverkehrs. Alleine im Zeitraum 2005 bis 2010 ist der Stromverbrauch von Rechenzentren weltweit bereits um 56% gestiegen.

In der aktuellen Studie wird weiterhin in einer “Company Scorecard” bewertet, wie es die Top 14 Internetunternehmen mit dem Einsatz und der Förderung von Erneuerbaren Energien halten. Gerade die drei bedeutendsten Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell rund um das Internet betreiben (Amazon, Apple und Microsoft), messen laut der Studie der Herkunft ihres Stroms nur eine geringe Beachtung bei und setzen überwiegend “schmutzigen Strom”, d.h. aus nicht erneuerbaren Quellen wie Kernkraft oder Kohle ein. Als positive Gegenbeispiele werden Yahoo! und Google genannt.

Einem schier nicht aufzuhaltenden Anstieg des weltweiten Datenverkehrs und damit auch des Stromverbrauchs für den Betrieb des Internets steht jedoch eine auch gegenläufiger Trend entgegen: Ein lesenswerter Artikel der Technology Review beschreibt, dass die elektrische Effizienz von Rechnern, d.h. die Anzahl von Berechnungen, die pro kWh Strom durchgeführt werden können, sich in den letzten Jahrzehnten alle anderthalb Jahre verdoppelt hat. Einfach gesagt: Computer benötigen für eine bestimmte Anzahl von Berechnungen immer weniger Strom. Zur Verdeutlichung: Würde man bei einem heute im Handel erhältlichen Apple MacBook Air die elektrische Effizienz eines Computers aus dem Jahr 1991 ansetzen, könnte dieses bei vollständig aufgeladenem Akku lediglich 2,5 Sekunden genutzt werden.

Die Greenpeace Studie würdigt zwar die stetige Verbesserung der Rechnereffizienz, betont aber, dass eine alleinige Konzentration auf die Dimension Energieeffizienz (gleiche Rechenleistung bei geringerem Stromverbrauch) nicht die Definition einer „Green IT“ Umgebung erfüllt. Greenpeace betrachtet vielmehr auch die Herkunft des Stroms als zweite Dimension und fordert (erwartungsgemäß) die schnellere Migration weg vom „schmutzigen Strom“ hin zu Strom aus erneuerbaren Energiequellen für den Betrieb des Internets.

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