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Energiewende bei den Rockefellers

Die Rockefeller Familienstiftung hat angekündigt, sämtliche Anlagen in fossile Brennstoffe abzustoßen und sich aus dieser Anlageklasse völlig zurückzuziehen. Ein Schritt mit Symbolkraft, denn der sprichwörtliche Reichtum des Rockefeller-Clans beruht auf Öl. Neben der augenscheinlichen Symbolik ist aber noch etwas bemerkenswert: Ausschlaggebend waren offenbar nicht nur ethische Motive, sondern vor allem auch nüchterne, wirtschaftliche Vernunft.

„While the global community works to eliminate the use of fossil fuels, it makes little sense – financially or ethically – to continue holding investments in these companies.”

So lautet der Kernsatz des Statements, das die Rockefeller Familienstiftung auf ihrer Website veröffentlicht hat. Die Sprengkraft des Satzes liegt weniger in der ethischen als vielmehr in der finanziellen Begründung. Dass aus der ethischen Perspektive von Umwelt- und Klimaschutz Investments in fossile Brennstoffe nicht nachhaltig sind, bedarf keiner Erwähnung. Wenn sich aber Investoren auch aus wirtschaftlichen Erwägungen abwenden, hat dies eine andere Qualität. Es bedeutet: Die Rockefellers glauben nicht, dass mit dieser Branche langfristig Geld zu verdienen ist.

Vielleicht haben die Rockefellers ja unseren Blog gelesen (oder zumindest den New Scientist). Dort haben wir schon vor längerer Zeit auf die Risiken der „Carbon Bubble“ hingewiesen. Demzufolge müssten die Bilanzen von Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen Geld verdienen, auf der Aktivseite deutlich nach unten korrigiert werden. Denn wenn die auf internationaler Ebene verbindlich vereinbarten UN-Klimaschutzziele erreichen werden sollen, darf ein Großteil von deren Reserven an fossilen Brennstoffen gar nicht verbrannt werden. Die Konzerne müssten also vor dem Hintergrund der UN-Klimaschutzziele eigentlich einen Großteil ihrer Reserven abschreiben, wie eine Studie der Non-Profit-Organisation „Carbon Tracker“ berechnet hat.

Anleger sollte das aufhorchen lassen. Denn die Folge wäre ein dramatischer Verfall des Börsenwertes der betroffenen Unternehmen. Viele Anleger scheint das allerdings nicht zu kümmern. Sie wetten gleichsam auf ein Scheitern der Klimapolitik. Die Rockefellers tun das offenbar nicht. Und so ist ihre Entscheidung beides: Ein wichtiges Symbol für die Glaubwürdigkeit der internationalen Klimapolitik und die rationale Entscheidung eines klugen und vorausschauenden Anlegers.

Aufspaltung ist in – nicht nur, wo Kernspaltung out ist!

EON hat es vorgemacht, RWE macht es (nun doch) auch: Beide Konzerne spalten sich auf in voneinander unabhängige „grüne“ und konventionelle Energieerzeugungssparten. Diese Art von Befreiungsschlag könnte auch außerhalb Deutschlands Schule machen. So hat jetzt auch der US-Energieriese NRJ Energy angekündigt, seinen „clean energy business“ abzuspalten. Und viele Analysten glauben, dass weitere folgen werden.

„NRJ Energy is resetting itself“, teilte NRJ Energy nach einem Bericht des  Branchen-Dienstes Greentech Energy seinen Investoren Ende 2015 mit. Das Wall Street-Unternehmen gehört zu den größten Energieversorgern der Vereinigten Staaten. Politischer Druck war offenbar nicht der Auslöser für diesen Schritt. Einen von oben verordneten Atomausstieg wie in Deutschland gibt es in den USA nicht. Davür gibt es Druck von der Investorenseite, und der scheint beträchtlich zu sein.

„Investoren sind bei Investments in integrierte Energieversorger sehr vorsichtig“, wird in einem Artikel des Nachrichtenportals energate ein Morgan Stanley-Banker zitiert. Viele Investoren setzen offenbar zunehmend auf Portfolios ohne fossile Brennstoffe. Für die traditionellen „Gemischtwarenläden“ unter den Stromkonzernen scheiden sie damit als Geldgaber aus – selbst wenn diese auch Strom aus erneuerbaren Energien anbieten. Werden dagegen diese erneuerbaren Sparten als separate Einheit abgespalten, kommen auch die Geldgeber wieder.

Neben diesem defensiven Ansatz, gibt es aber möglicherweise auch positive Gründe, die für einen solchen Schritt sprechen. Ein Private Equity Portfolio Manager formuliert es so: „NRG wettet auf eine grüne Premiumsparte.“ Mit anderen Worten: Das Unternehmen spekuliert darauf, dass sich in den nächsten Jahren mit „sauberer“ Energie als Premium-Produkt viel Geld verdienen lässt. Und dieses Geld soll den Investoren zugute kommen – und nicht in der Quersubventionierung weniger wirtschaftlichen Energieerzeugungssparten verpuffen.

Investmentbanken begrüßen offenbar diese „Aufspaltungs-Strategie“. Die Renditen in der konventionellen Erzeugung seien rückläufig. Geld werde momentan im Netzbereich und mit den erneuerbaren Energien verdient. Hinzu kommt das Überangebot bei fossilen Energien, der es erschwert, in dieser Sparte lohnende Investitionsobjekte zu identifizieren. Viele konventionelle Kraftwerke schrieben Verluste, die Schließung von Anlagen werde in Zukunft zunehmen, meint ein Merrill Lynch Banker gegenüber energate.

Die Beispiele Eon und RWE könnten deshalb der Beginn eines Trends sein. „Es gibt die Tendenz, sich aufzuspalten“, so ein anderer Banker.

Smart Meter: Datenfutter für die Strom-Spekulanten?

Smart Meter werden uns hauptsächlich als Energiespar-Hilfe für Verbraucher und Garant für Netzstabilität verkauft. Zu den Nutznießer gehören aber zumindest auch andere: Hochleistungsrechner, die an der Strombörse automatisierte Kaufentscheidungen fällen.

Das Thema Smart-Meter ist in der energiepolitischen Debatte so virulent wie umstritten. Die Fronten und Argumente scheinen klar: Die Industrie fordert ihn als wichtiges Instrument für Strom- und CO2-Einsparungen und unverzichtbaren Garant für mehr Netzstabilität. Verbraucher- und Datenschützer hingegen rechnen vor, dass er sich für Stromkunden nicht rentiert und warnen vor dem gläsernen Verbraucher“.

Unabhängig davon, wie man diese weitgehend aus der Verbraucher- bzw. Netzperspektive geführte Debatte bewertet: Es gibt noch eine dritte Perspektive, die interessant ist und wichtige Hintergründe erhellt: Die Marktperspektive.

Der Strommarkt als Automaten-Kasino?

Die Frage ist: Wie wird sich der Markt durch die geplante Einführung von Smart Metern entwickeln? Oder andersherum gefragt: Wie sieht der Markt aus, der die Einführung von Smart-Metern fordert bzw. dem sie nutzt? Eine aufschlussreiche Analyse dieser Frage schildert der kürzlich erschienene Artikel „Der künftige Strom-Markt – ein Automaten-Casino? des Netzkultur-Magazins TELEPOLIS.

Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass der Strommarkt im Grunde aus zwei Märkten besteht, einem Realen und einem Virtuellen. Real sind die Vielzahl von Erzeugern, die Strom in das Netz einspeisen, und die Verbraucher, die ihn beziehen. Dazwischengeschaltet ist der Händlermarkt. Dieser findet gleichsam virtuell statt. Dort werden Strompakete in Form von „Zeitkontrakten“ gehandelt.

Highspeed-Trading an der Strombörse

Dieser Handel wird immer schneller und komplexer. Bis vor wenigen Jahren wurden als kürzeste Einheit noch Ein-Stunden-Kontrakte gehandelt. Seit vier Jahren gibt es 15-Minuten-Kontrakte, in naher Zukunft sollen voraussichtlich 5-Minuten-Kontrakte handelbar sein, um die kurzfristigen Angebotsschwankungen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien berücksichtigen zu können.

Man sieht deutlich, wo die Entwicklung hingeht: Auf dem Händlermarkt müssen immer mehr Geschäfte in immer kürzerer Zeit abgewickelt werden. Dies lässt sich zunehmend nur noch durch automatisierte Verfahren bewältigen, in denen ein Algorithmus nach bestimmten Parametern Kaufentscheidungen fällt.

Gratis-Futter für den Logarithmus

Vor dem Hintergrund dieses automatisierten „Hochgeschwindigkeitshandels“ ist die Forderung nach einer Einführung von Smart Metern vollkommen logisch: Der Algorithmus fällt Kaufentscheidungen auf der Grundlage von Marktprognosen. Dafür benötigt er möglichst präzise und aktuelle Informationen über Verbräuche und Verbrauchsmuster, sog. Lastprofile. Was liegt also näher, als wenn jeder Haushalts-Stromkunde alle nötigen Daten übermittelt (und nebenbei die dafür nötige Infrastruktur bezahlt)?

Für die Stromhändler ist das eine gute Sache. Es macht Strom als Handelsgut äußerst liquide und beschleunigt den Handel enorm. Die Lehren aus der Finanzkrise machen allerdings deutlich, welche Risiken hier schlummern. Damit dies wirklich auch den Verbrauchern und nicht nur den Händlern nützt, ist eine effektive Aufsicht und Regulierung nötig. Von der Gefahr von Marktmissbrauch und Risiken für die Versorgungssicherheit ganz zu schweigen.

Für eine transparente Debatte zur Einführung von Smart Metern wäre es gut, wenn diese Perspektive eine stärkere Rolle spielen würden.

Aldi-Filialen sind jetzt Kraftwerke!

Wenn jemand weiß, wie man konsequent Kosten spart, dann der Lebensmitteldiscounter Aldi. Deshalb überrascht es nicht, dass Aldi Süd seine Filialen mit Photovoltaik-Anlagen bestückt und zu dezentralen Kraftwerken umrüstet.

Solarstrom, Erdwärme und Co. sind längst keine Liebhaberei für Umweltbewegte und Technikfreaks mehr. Sie rechnen sich! Wer daran tatsächlich noch Zweifel hatte, den dürfte spätestens diese Meldung überzeugen: Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd hat die Dächer von mehr als 850 Filialen mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Ein Großteil des dadurch erzeugten Stroms wird direkt in den Filialen verbraucht – überwiegend für Kälte, Lüftung und Beleuchtung. Kombiniert hat Aldi dies mit einer Modernisierung seiner Kältetechnik, die jetzt besonders effizient und mit umweltneutralen Kühlmitteln arbeitet.

Nun ist Aldi unverdächtig, sich als Umweltpionier hervortun zu wollen. Für den Discounter gehört konsequente Kostenkontrolle zum Geschäftsprinzip. Das bedeutet: Kosten sparen wo immer es geht. Und ein großes Potenzial liegt bei den Energiekosten. Was liegt also näher, als die Verkaufsfilialen zu dezentralen Kraftwerken auszubauen, und sie damit größtenteils autark und damit unabhängig von der Entwicklung der Energiepreise zu machen.

Als erfahrener „Kraftwerk-Ausrüster“ können wir das nur begrüßen. Die Vorteile dezentraler Energieversorgung machen wir seit Jahren auch für unsere Kunden fruchtbar, z.B. im Bonneshof Office Center in Düsseldorf. In diesem Kraftwerk kann man zwar nicht einkaufen, sondern dort sind Büros untergebracht. Aber auch dieses Gebäude produziert den Großteil seines Stroms selbst. Insbesondere haben wir auch hier die Photovoltaikanlage mit hocheffizienter Wärme- und Kältetechnik kombiniert. Nähere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

 

 

Nachteule oder Steady-Eddy – welcher Energieverbrauchstyp sind Sie?

Mit Hilfe von Smart Metern lässt sich eine individuelle Stromverbrauchskurve für jeden Haushalt aufzeichnen. Ein amerikanisches Unternehmen hat über einen 24-Stunden-Zeitraum rund 800.000 Nutzerdaten ausgewertet und dabei im Wesentlichen fünf Energieverbrauchs-Typen identifiziert. Hilft uns das beim Energiesparen?

Der „Steady-Eddy“, läuft quasi unter Dauerlast. Sein Stromverbrauch bleibt über 24 Stunden annähernd konstant. Ganz anders der Daytimer oder die Nachteule. Der eine braucht zwischen 8.00 und 16.00 Uhr den meisten Strom, der andere erreicht den Peak erst zwischen 20.00 und 24.00 Uhr. Ihre Verbrauchskurven verlaufen übrigens interessanterweise fast spiegelbildlich. Daneben gibt es noch das Verbrauchsmuster „Twin Peaks“ und den „Evening Peaker“.

Eine nette Spielerei oder ein ernstzunehmendes Hilfsmittel beim Stromsparen? Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, sich mit seinen eigenen Verbrauchs-gewohnheiten auseinanderzusetzen. Steady-Eddy sollte es z.B. zu denken geben, dass seine Grundlast eigentlich immer, d.h. Tag und Nacht annähernd gleich bleibt. Mit Sicherheit kann er Strom sparen, wenn er tagsüber das Licht ausmacht, bestimmte Geräte zwischendurch einfach abschaltet oder den Stecker zieht. Auch im Standby-Modus brauchen Elektrogeräte Strom. Der Evening-Peaker müsste dagegen anders ansetzen. Er müsste überlegen, wie er seine Spitzenlast am Abend senkt, etwa indem er energiesparende Diodenleuchten installiert oder die Wachmaschine mit niedrigeren Temperaturen waschen lässt.

Aber lässt sich damit in größerem Umfang Strom und Geld sparen? Wir sind da ein bisschen skeptisch. Bei einem großangelegten Smart-Meter Testprojekt in Deutschland war der Stromverbrauch von Haushalten mit Smart Meter nur minimal geringer als der von Haushalten, die mit herkömmlichen Zählern ausgestattet waren. Das zeigt, was wir an anderer Stelle schon einmal beschrieben haben: Ein Smart-Meter kann den smarten Verbraucher nicht ersetzen. Er macht den Stromverbrauch lediglich transparent. Natürlich hilft es, sein Verbrauchsverhalten zu kennen. Sparen muss allerdings immer noch jeder selbst und vor allem: Man braucht dazu Willen und Disziplin. Wie das geht? Auch hier verweisen wir gerne nochmal auf ein älteres Posting.