Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich‘s Wetter oder‘s bleibt, wie es ist!

Ist die „Energiewende“ messbar? Und wenn ja, was bringt uns das? In den letzten Monaten hat die „Energiewende“ nun auch Einzug in die Balken- und Tortendiagramme diverser Unternehmensberatungen und Interessenverbände gehalten. Von A. T. Kearney (für die WirtschaftsWoche) und McKinsey über Ernst & Young (für die Deutsche Energieagentur) bis hin zum BDI – alle führen ihn durch: den Check, ob der Umbau der Stromversorgung in Deutschland weg von der Atomkraft hin zu erneuerbaren Energien gelingt.

Um den Status der „Energiewende“ messbar zu machen – und somit diesen Check wissenschaftlich fundiert durchzuführen – bedienen sie sich vorab definierter Indikatoren. Die durchgehend besorgniserregenden Aussichten, welche die sogenannten „Energiewende“-Indizes, -Indikatoren oder -Navigatoren hervorbringen, werden schließlich in beeindruckend anschaulichen Balken- und Ampeldiagrammen präsentiert.

Wer diese „Energiewende-Statusmeldungen“ aufmerksam verfolgt – und das ist aufgrund der Flut an Indikatoren, Navigatoren und weiteren geradezu inflationär verwendeten Kennzahlen gar nicht so einfach – dem werden vor allem drei Dinge suggeriert:

Erstens: Man kann ein so komplexes Projekt wie die Energiewende auf wenige Parameter herunterbrechen. Zweitens: Durch diese ist der Status quo sowie die zukünftige Entwicklung des komplexen Projektes messbar. Und drittens: Die Aussichten sind beängstigend, die Verantwortlichen völlig konzeptlos.

Doch was ist der praktische Erkenntniswert dieser Analysen? Die Energiewende selbst ist wichtig, sinnvoll und absolut notwendig – das steht außer Frage. Ebenso ist wohl kaum zu bestreiten, dass die Politik bei der Umsetzung der „Energiewende“ hinsichtlich der eigentlichen Ziele und der dafür notwendigen Mittel und Maßnahmen grandios versagt, gerade weil man die Komplexität des Umbaus einer ganzen Branche nicht sieht oder nicht sehen will.

Kann es nun aber ein geeignetes Mittel des öffentlichen Diskurses sein, diese Statusmeldungen derart stark zu vereinfachen und ebenso komplexitätsreduzierende Modelle heranzuziehen? Denn genau dies wird mittels der Energiewende-Indizes und -Indikatoren getan.

Über den Faktor der mangelnden Komplexität hinaus drängt sich unmittelbar eine zweite sehr konkrete Frage auf: Was genau sollen wir mit den Ergebnissen anfangen? Laut DEX (Deutscher Energiewende-Index) hat sich die Stimmungslage vom zweiten auf das dritte Quartal 2012 um 2 Basispunkte verbessert. Was lehrt uns das? Die Ampel zur Prognose über eine bezahlbare und wirtschaftliche Energieversorgung bis zum Jahr 2020 steht auf Rot. Eine andere zur Voraussage über die vollständige Akzeptanz in der Bevölkerung bis 2020 hingegen auf Grün. Und nun? Mit Messen, Fest- und Darstellen allein wird wohl kaum eine politische Trendwende erwirkt werden.

Fazit: Die veröffentlichten Indizes und Indikatoren bleiben – wie die Massenmedien auch – an der Oberfläche und leisten damit keinen weitergehenden Erkenntniswert. Verbesserungsansätze werden nicht aufgezeigt. Da hilft es auch nicht, dass die Analysen von namhaften Unternehmensberatungen erstellt wurden, denn sie sind schlichtweg unangemessen vereinfachend. Der vorhandenen Komplexität kann nur mit ebenso komplexen Lösungen begegnet werden. Alles andere ist vielleicht nett anzuschauen, aber doch: Viel Lärm (und viel Energie) um nichts!

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