“Micropower” weltweit auf dem Vormarsch

Das Forbes Magazine hat verschiedene Datenquellen zur Entwicklung dezentraler Anlagen zur Stromerzeugung („Micropower“) ausgewertet. Sie zeigen einhellig: Micropower ist weltweit auf dem Vormarsch. Bereits rund ein Viertel der globalen Stromversorgung wird durch dezentrale Kleinkraftwerke sichergestellt.

Damit wird deutlich, dass eine Entwicklung in vollem Gange ist, die Branchenkenner, u.a. im Economist, vor 10 Jahren vorausgesagt hatten. Etwas reißerisch als „elektrische Revolution“, aber in der Sache richtig: Der Energiemarkt befindet sich weltweit in einem tiefgreifenden strukturellen Umbruch. Indem neue, bezahlbare und kleine Stromerzeugungseinheiten auf den Markt drängen, wird die zentralisierte Struktur der Energieversorgung aufgebrochen. Die Monopole der großen Kraftwerke bröckeln. Damals erwarteten viele eine Entwicklung, die vergleichbar ist mit den radikalen Marktumbrüchen in der Telekommunikationsbranche in den 80er Jahren.

In der Tat scheinen wir auf einem guten Weg dorthin zu sein. Der technische Fortschritt, politische Förderung und vor allem auch der große Zufluss von Risikokapital haben Kleinkraftwerke in den letzten zehn Jahren markttauglich und zunehmend rentabel gemacht. Der Vorteil von Photovoltaik, Windkraftanlagen, Blockheizkraftwerken etc ist: Sie sind klein, modular, kostengünstig und schnell zu errichten. Also das Gegenteil von Großkraftwerken, deren Errichtung extrem teuer ist und enormen Zeit- und Genehmigungsaufwand erfordert. Künftig kommt Energie immer weniger aus dem Kraftwerk und dafür immer häufiger aus dem eigenen Vorgarten.

Interessant ist, dass es sich um einen weltweiten Trend handelt und verschiedene Indikatoren übereinstimmend darauf hindeuten. So meldet z.B. eine Studie des Rocky Mountain Institute sowie der aktuelle Statusbericht der NGO REN21 große Wachstumsraten bei dezentraler Energieerzeugung in Kapazität und Output auf der ganzen Welt. Der Market-Intelligence-Dienst Bloomberg New Energy Finance beobachtet die weltweiten Investitionen in dezentrale Stromerzeugungstechnik und stellt einen stetigen Wachstumstrend seit 2004 fest.

Auch in Deutschland ist dieser Trend inzwischen anerkannt. Sogar die großen Stromkonzerne scheinen dies mittlerweile einzusehen. So kommt z.B. aktuell eine von RWE beauftragte Studie zu dem Ergebnis, dass schon im Jahr 2018 der mit Hilfe von dezentraler Erzeugung und Speicherung bereitgestellte Strom günstiger sein wird als der Netzstrom heute. Die zunehmende Dezentralisierung werde zudem dazu führen, dass neue Geschäftsmodelle und Kooperationen entstehen und wir Energieversorger „mit ganz anderen Augen sehen“.

Die Zahlen und Prognosen zeigen, dass diese Entwicklung inzwischen eine starke Dynamik gewonnen hat. Das stimmt zuversichtlich im Hinblick auf die Probleme, die auf dem Weg zu einer flächendeckenden Versorgung durch klimafreundliche Micropower noch zu lösen sind. Seien sie rechtlich-politischer Art (wie z.B. die Widerstände der Großerzeuger-Lobby, Subventionspolitik etc.) oder technischer Natur (z.B. die ungelöste Frage, wie volatile Wind- und Solarenergie grundlastfähig gemacht werden kann). Die Dynamik der Marktentwicklung erzeugt einen wichtigen Veränderungsdruck auf alle Beteiligten, für diese Fragen Lösungen zu finden.

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