Sonnenfinsternis: Netz-Stresstest zum Frühlingsanfang

Der 20. März 2015 ist nicht nur für Astronomen ein besonderes Datum. Die Sonnenfinsternis bedeutet auch einen Stresstest für die Stromversorgung in Deutschland.

Am 20 März zwischen 9.30 Uhr und 12.00 Uhr wird es schattig in Deutschland. Der Mond wird sich vor die Sonne schieben und ihren Schein verdunkeln. Am dunkelsten wird es gegen 10.30 Uhr. Dann sind je nach Standort in Deutschland zwischen 70 und 80 Prozent der Sonne verdeckt. Astronomen und andere Himmelsbeobachter freut das – manch ein Energieverbraucher ist in Sorge: Droht uns am Vormittag ein Stromausfall?

Tatsächlich ist der Anteil des durch Photovoltaik erzeugten Stroms in Deutschland mit 7 Prozent beträchtlich. Der von manchen befürchtete „Blackout“ dürfte allerdings ausbleiben: Mit der Leistung von Pumpspeicher- und Gaskraftwerken, sowie notfalls importiertem (Atom-)Strom aus Nachbarländern lassen sich die Schwankungen wohl ausgleichen. Trotzdem bedeutet die Sonnenfinsternis vor allem für das Stromnetz einen echten Stresstest – besonders bei gutem Wetter. 

 (OPower)

(Quelle: vox.com)

Denn bei klarem Himmel wird das eingespeiste Solarstrom-Volumen innerhalb sehr kurzer Zeit extrem schwanken, wie die auf der Seite vox.com veröffentlichte Grafik zeigt. Laut einer Studie der HTW Berlin ist dann mit einem plötzlichen Rückgang der Solarstrom-Einspeisung zu Beginn der Sonnenfinsternis um bis zu 12.000 Megawatt zu rechnen. Nach deren Ende würde die Einspeisung abrupt sogar um rund 19.000 Megawatt steigen, denn mittags steht die Sonne höher und liefert entsprechend mehr Energie. Zum Vergleich: Die Regelenergie, also die Reserve, die die Netzbetreiber in Deutschland an normalen Tagen vorhalten müssen, um Netzschwankungen auszugleichen, beträgt nur 3.500 Megawatt. Die Netzbetreiber hoffen deshalb auf schlechtes Wetter. Denn ist es bewölkt, dürfte die Sonnenfinsternis kaum ins Gewicht fallen.

In der Geschichte wurde eine Sonnenfinsternis häufig als himmlisches Zeichen gedeutet. Auch wenn, oder gerade weil wir inzwischen aufgeklärte Mitteleuropäer sind, sollten wir das durchaus auch in diesem Fall tun. Denn dieser Gratis-Stresstest der Natur zeigt uns deutlich, worauf es beim Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung dringend ankommt: auf Netzausbau, intelligente Verbrauchssteuerung, Redundanzen und Fortschritte bei der Speichertechnologie. Übrigens wird die Sonnenfinsternis in Berlin gut zu sehen sein. Auch über dem Ministerium für Wirtschaft und Energie.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.