Widerstand gegen EEG-Umlage auf Eigenstrom

Gegen die geplante Belastung von Eigenstrom-Produzenten mit der EEG-Umlage formiert sich Widerstand: In einem gemeinsamen Positionspapier fordern fünf Energieefizienz-Verbände, die geplante Belastung abzumildern.

Nach den Plänen der Bundesreglierung soll künftig für Strom zum Eigenverbrauch aus dezentralen Blockheizkraftwerken EEG-Umlage fällig werden. Und zwar selbst dann, wenn der dort erzeugte Strom gar nicht ins Netz eigespeist, sondern ausschließlich vor Ort verbraucht wird. Was wir von dieser Idee halten, haben wir bereits in diesem Blog-Beitrag deutlich gemacht.

Verständlicherweise wehrt sich die gesamte Energieeffizienz-Branche gegen dieses Vorhaben. Dezentrale Stromversorgung mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie ist ein unverzichtbarer Baustein zur Energiewende. Nicht nur weil sie äußerst effizient und ressourcenschonend ist, sondern auch, weil sie schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ausgleichen kann.

Ihr Erfolg beruht darauf, dass sie wirtschaftlich ist, d.h. dass sie sich für ihre Betreiber rechnet. Dieser Anreiz wird mit einer Belastung durch die EEG-Umlage stark verringert. Investitionen in kleinere KWK-Anlage würden dadurch unattraktiv. Der Ausbau dieser wichtigen Technologie wäre massiv gefährdet.

EGC unterstützt daher die Kampagne der Verbände gegen eine Belastung von Eigenstromproduzenten mit der EEG-Umlage. Die Pressemitteilung der Verbände finden Sie hier, das Positionspapier können Sie hier herunterladen.

No, we can’t: Die Selbstzweifel der großen Energiekonzerne

Kaum etwas nagt stärker am Selbstbewusstsein, als der ständige Zweifel, ob man noch gebraucht wird. In dieser Situation befinden sich derzeit die großen Energiekonzerne. Und eine aktuelle Befragung zeigt: Sie verlieren den Glauben an sich selbst.

Die großen Energiekonzerne suchen noch nach ihrem Platz in der einer Branche, die sich im tiefgreifenden Wandel befindet, landläufig als „Energiewende“ bezeichnet. Vattenfall denkt laut über einen Rückzug aus Deutschland nach, EnBW meldet für das erste Halbjahr 2013 einen Gewinneinbruch von 63 Prozent. Die traditionellen Geschäftsmodelle der großen Versorger “tragen nicht mehr”, hatte EnBW-Chef Frank Mastiaux im Juni gesagt. Ähnlich äußerte sich auch RWE-Chef Peter Terium auf der letzten Bilanzpressekonferenz. 

Dass die großen vier sich radikal neu ausrichten müssen, ist offensichtlich. Ihre Cash-Cows, allen voran die längst amortisierten Atomkraftwerke, werden abgeschaltet. Gleichzeitig arbeiten Gas- und Kohlekraftwerke am Rande der Wirtschaftlichkeit. Dezentral erzeugter Ökostrom hat bei der Einspeisung Vorrang und drückt den Börsenpreis, so dass die Konzerne immer weniger konventionell erzeugten Strom aus ihren eigenen Kraftwerken zu immer geringeren Preisen loswerden. Der Trend geht zu kleinen, dezentralen Energieerzeugungseinheiten, schwerfällige Riesen tun sich angesichts dieser Entwicklung schwer.

Aber gibt es auch Ideen und Konzepte, ein Dinosauriersterben zu verhindern? Die Äußerungen der Konzernspitzen dazu bleiben im Ungefähren und Floskelhaften. Das klingt dann so: Man wolle die Energiewende “aktiv und maßgeblich mitgestalten” (EnBW), oder “künftig flexibler reagieren, indem man eine neue Struktur schaffe” (Vattenfall).

So weit so gut. Aber was denken die Fach- und Führungskräfte in der Energiewirtschaft und vor allem in den Energiekonzernen selbst wirklich darüber? Glauben sie selbst daran, es schaffen zu können? Eine sehr interessante Studie des LAB Managerpanels Energie und der ZfK Zeitung für kommunale Wirtschaft, die dazu 900 Führungskräfte der Branche befragt hat, zeigt: eher nein.

74 Prozent der Befragten sehen die Bedeutung der Energiekonzerne in den letzten drei Jahren deutlich verringert. 69 Prozent halten die aktuellen Geschäftsmodelle der Konzerne für den deutschen Markt nicht für überlebensfähig. Nur 20 Prozent sehen die Konzerne als die wesentlichen Gestalter der Energiewende. Weniger als die Hälfte, 48 Prozent, finden, die Konzerne sind dabei, die Energiewende als Chance zu begreifen.

Entschlossenheit und Selbstvertrauen klingen anders. Die bräuchte es aber, um die Lösungen für die Probleme zu entwickeln. Und Ansätze gibt es ja durchaus. Ein Teilnehmer der Befragung kommentiert z.B.: „Dezentrale Versorgung, Nähe zum Kunden sind für die Großen schwieriger. Netzausbau, Off-Shore-Großprojekte, Grundlastkraftwerke sind Themen für die Großen (evtl. in Kooperation).” Ob die Zeitenwende gelingt, steht noch in den Sternen. Mit den Worten eines anderen Studienteilnehmers: “Unter den Energiemanagern herrscht große Unsicherheit, wo die Reise hingehen soll.”

Energiekonzerne: Eine vom Aussterben bedrohte Gattung? oder: small is beautiful (and profitable)

Dinosaurierdämmerung beim Energiekonzern RWE: Auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz verkündete der Vorstandsvorsitzende Peter Terium: „Unser traditionelles Geschäftsmodell erodiert.“ Verbreitet wurde die Nachricht per Twitter:

Dieser knappe Tweet aus 63 Zeichen birgt Sprengkraft. Denn RWE ist nicht irgendein Energieunternehmen, sondern einer der größten Energieversorger Europas. Und dessen Vorstand hat soeben eingestanden, dass das derzeitige RWE-Geschäftsmodell ein Auslaufmodell ist. Als Ursache nennt Terium den Einfluss der erneuerbaren Energien auf den Erzeugungsmix in Deutschland. Diese würden die klassischen Großkraftwerke zunehmend verdrängen und  Preisspitzen im Großhandel glätten. Darunter leide die Wirtschaftlichkeit der RWE-Kraftwerkparks.

Der dämpfende Effekt der erneuerbaren Energien auf den Börsenstrompreis hat sich gerade wieder einmal am letzten Sonntag gezeigt: Strom aus Wind und Sonne trugen mehr als 50% der benötigten Leistung bei und ließen so die Strompreise an der EEX purzeln.

Aber nicht nur RWE hat offensichtlich Probleme mit der Wirtschaftlichkeit ihrer zentralen Großkraftwerke. Der norwegische Energieversorger Statkraft hat jüngst sein Gaskraftwerk in Landesbergen mit 510 MW „in Kaltreserve gestellt“, also abgeschaltet („… erlaubt es die aktuelle Marktsituation nicht, ältere Gaskraftwerke wirtschaftlich zu betreiben …“). Und auch Eon kündigt an, sein gerade erst in 2010 in Betrieb genommenes Gaskraftwerk „Irsching 5“ vom Netz zu nehmen. Bei seiner Inbetriebnahme galt das Kraftwerk als das modernste seiner Art weltweit. Gerade mal 1600 Stunden – statt wie geplant 5000 Stunden – sei das Kraftwerk im Jahr 2012 gelaufen.

Die Parallele zum Aussterben der Dinosaurier vor ca. 65 Mio. Jahren drängt sich geradezu auf. Nicht nur, weil auch dafür von Wissenschaftlern (überwiegend) eine Klimaveränderung verantwortlich gemacht wird. Sondern vor allem, weil sich auch damals die Lebensbedingungen für die großen, trägen Dinosaurier verschlechterten, und kleinere, flexiblere und intelligentere Gattungen überlebten.

Nichts anderes passiert gerade im Energiesektor. Die Energie- und Stromerzeugung wird nicht nur mehr und mehr „erneuerbar“, sondern vor allem auch mehr und mehr „dezentral“. Das bedeutet, statt einem Oligopol weniger großer Stromerzeuger, speist nun ein immer größer werdendes Netzwerk aus kleinen, dezentralen Einheiten Strom ins Netz. Diese Entwicklung hat „systemische Auswirkungen auf die Energiewirtschaft“, wie es eine kürzlich veröffentlichte Studie der Boston Consulting Group beschreibt. Die Berater sehen durch die Dezentralisierung das bisherige Geschäftsmodell der großen Versorger gefährdet und erwarten nichts weniger als eine Fragmentierung und Neugestaltung der Industriestruktur mit neuen dezentralen Akteuren und Geschäftsmodellen auf Kosten der großen zentral orientierten Oligopole.

Es liegt nahe, hier eine Parallele zur Entwicklung des Internet zu ziehen, wie es eine Studie über die „Metatrends“ in der Energiewirtschaft von Pike Research tut: Zunächst als Hilfsmittel zum Konsum von zentral gespeicherten Informationen gedacht, hat sich daraus ein weltumspannender Informations-Hub entwickelt, was vor allem auch die dezentrale Bereitstellung von Informationen enorm erleichtert hat.

Für die Energiebranche bedeutet das: Blockheizkraftwerke im Keller und Photovoltaikanlagen auf dem Dach können heute praktisch aus jedem Gebäude ein effizientes Kleinkraftwerk machen. Das ist letztlich genau das, was EGC – flankiert durch Dienstleistungen zur energetischen Optimierung – seinen Kunden bereits seit vielen Jahren anbietet.

Wir wollen ja nicht behaupten, wir hätten’s schon immer gewusst. Ein bisschen freut es uns aber schon, dass RWE jetzt diesem Beispiel folgt: Neben einem drastischen Sparprogramm will das Unternehmen sich zunehmend auf dezentrale Energieerzeugung und Energiedienstleistungen konzentrieren.