Urban (Energy-)Gardening: Die Stadt der Zukunft versorgt sich selbst!

Salat, Kartoffeln, aber auch Strom und Wärme – die Stadt der Zukunft produziert das alles selbst. Was nach Utopie oder Aprilscherz klingt, ist in Wahrheit gar nicht so abwegig. Schon jetzt lassen sich gewöhnliche Stadthäuser in leistungsfähige und hocheffiziente Kleinkraftwerke verwandeln. Weitgehende Selbstversorgung mit Energie in der Stadt ist sinnvoll und möglich. Die Urban Gardening-Bewegung zeigt, wie es geht.

Urban Gardening in Großstädten, d.h. der Anbau von Nutzpflanzen auf städtischen Grünflächen, Balkonen, Hausdächern etc. liegt voll im Trend. Dabei ist das Phänomen nicht neu. Erfinder waren keineswegs ein paar Hipster, die in angesagten Städten angefangen haben, auf Grünstreifen Blumen zu pflanzen. Urban Gardening gibt es, seit es Städte gibt.

Schon im alten Rom existierten es ganze Stadtteile, die für den Anbau von Lebensmitteln vorgesehen waren. Das war und ist praktisch und effizient: Gerade frische, schnell verderbliche Lebensmittel brauchten kurze Transportwege. Und in Krisenzeiten, wie z.B. bei Belagerungen oder Blockaden war die Fähigkeit von Städten, sich selbst zu versorgen, überlebenswichtig. So wurde etwa im zweiten Weltkrieg die Stadtbevölkerung in den USA, Großbritannien und Deutschland aufgefordert, jede verfügbare Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln zu nutzen.

Platz sinnvoll nutzen

Die Idee hinter Urban Gardening ist bestechend einfach: Es geht darum, vorhandenen Platz sinnvoll zu nutzen. Anstatt eine Fläche zuzubetonieren oder sie zur bloßen Zierde und Repräsentation zu begrünen, könnte sie ebenso gut zum Anbau von Lebensmitteln genutzt werden. In jüngster Zeit kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Der technische Fortschritt. Stadtplaner, Biologen und Agrarwissenschaftler haben in den letzten Jahren ausgeklügelte Konzepte entworfen, wie städtische Räume zum Anbau von Lebensmitteln genutzt werden können. Ein Beispiel ist Aquaponic, bei dem in einer Art geschlossenem Kreislauf Fischzucht und Nutzpflanzenanbau verbunden werden.

Die Parallele zur Entwicklung auf dem Energiemarkt liegt nahe: Auch hier wird die Technik immer besser, kleiner und effizienter. Dies ermöglicht dezentrale Energieerzeugung auf kleinstem Raum und zwar direkt dort, wo sie gebracht wird. Platz dafür steht in den Städten auf Hausdächern und in Heizungskellern reichlich zur Verfügung. Schon jetzt lässt sich durch Blockheizkraftwerke im Keller und Photovoltaik auf dem Dach ein Großteil des Energiebedarfs eines Gebäudes abdecken – und sogar zusätzlich noch Strom ins Netz einspeisen. Die weitgehend autarke Energieversorgung unserer Städte ist also alles andere als eine Utopie. Wie Sie Ihre Immobilie zu einem Kraftwerk machen, zeigen wir Ihnen gerne hier. Und unter diesem Link können Sie sehen, wie ein von uns geplantes urbanes Kraftwerk in der Düsseldorfer Innenstadt aussieht.

Blockheizkraftwerke sind hip!

Soweit, so vernünftig. Vernunft allein führt jedoch in den seltensten Fällen zum Siegeszug einer Idee. Entscheidend ist noch etwas anderes. (Energetische) Selbstversorgung wird sich nur durchsetzen, wenn sie auch hip ist. Das wird sie zum Glück mehr und mehr. Insofern haben die Hipster wichtige Pionierarbeit geleistet: Selbstversorgung ist schick und Teil eines neuen, urbanen und bewussten Lifestyles. Wenn dazu bald auch das eigene Blockheizkraftwerk gehören würde, wäre das ein Riesenfortschritt. Zugegeben: So richtig hip klingt „Blockheizkraftwerk“ nicht. Wenn es der Sache dient, könnte man es ja vielleicht noch umbenennen – in „Urban Powerhouse“.

Sonnenfinsternis: Netz-Stresstest zum Frühlingsanfang

Der 20. März 2015 ist nicht nur für Astronomen ein besonderes Datum. Die Sonnenfinsternis bedeutet auch einen Stresstest für die Stromversorgung in Deutschland.

Am 20 März zwischen 9.30 Uhr und 12.00 Uhr wird es schattig in Deutschland. Der Mond wird sich vor die Sonne schieben und ihren Schein verdunkeln. Am dunkelsten wird es gegen 10.30 Uhr. Dann sind je nach Standort in Deutschland zwischen 70 und 80 Prozent der Sonne verdeckt. Astronomen und andere Himmelsbeobachter freut das – manch ein Energieverbraucher ist in Sorge: Droht uns am Vormittag ein Stromausfall?

Tatsächlich ist der Anteil des durch Photovoltaik erzeugten Stroms in Deutschland mit 7 Prozent beträchtlich. Der von manchen befürchtete „Blackout“ dürfte allerdings ausbleiben: Mit der Leistung von Pumpspeicher- und Gaskraftwerken, sowie notfalls importiertem (Atom-)Strom aus Nachbarländern lassen sich die Schwankungen wohl ausgleichen. Trotzdem bedeutet die Sonnenfinsternis vor allem für das Stromnetz einen echten Stresstest – besonders bei gutem Wetter. 

 (OPower)

(Quelle: vox.com)

Denn bei klarem Himmel wird das eingespeiste Solarstrom-Volumen innerhalb sehr kurzer Zeit extrem schwanken, wie die auf der Seite vox.com veröffentlichte Grafik zeigt. Laut einer Studie der HTW Berlin ist dann mit einem plötzlichen Rückgang der Solarstrom-Einspeisung zu Beginn der Sonnenfinsternis um bis zu 12.000 Megawatt zu rechnen. Nach deren Ende würde die Einspeisung abrupt sogar um rund 19.000 Megawatt steigen, denn mittags steht die Sonne höher und liefert entsprechend mehr Energie. Zum Vergleich: Die Regelenergie, also die Reserve, die die Netzbetreiber in Deutschland an normalen Tagen vorhalten müssen, um Netzschwankungen auszugleichen, beträgt nur 3.500 Megawatt. Die Netzbetreiber hoffen deshalb auf schlechtes Wetter. Denn ist es bewölkt, dürfte die Sonnenfinsternis kaum ins Gewicht fallen.

In der Geschichte wurde eine Sonnenfinsternis häufig als himmlisches Zeichen gedeutet. Auch wenn, oder gerade weil wir inzwischen aufgeklärte Mitteleuropäer sind, sollten wir das durchaus auch in diesem Fall tun. Denn dieser Gratis-Stresstest der Natur zeigt uns deutlich, worauf es beim Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung dringend ankommt: auf Netzausbau, intelligente Verbrauchssteuerung, Redundanzen und Fortschritte bei der Speichertechnologie. Übrigens wird die Sonnenfinsternis in Berlin gut zu sehen sein. Auch über dem Ministerium für Wirtschaft und Energie.