Photovoltaik: Es läuft doch!

Die Pläne des Bundesumweltministeriums, die Einspeisevergütung für Solarstrom sukzessive aber deutlich zu verringern, sorgen bei der Solarlobby immer wieder für Aufschrei und Widerstand. Dabei könnte sie eigentlich zufrieden sein: Photovoltaik ist längst dort, wo sie sein sollte.

2012 war für die Photovoltaik in Deutschland ein gutes Jahr – über und auch unter der Oberfläche. Der Zubau von Photovoltaikkapazitäten lag mit mehr als 7.600 Megawatt bei einem Rekordwert (die genauen Zahlen gibt es hier bei der Bundesnetzagentur)

Die Preise für Solarmodule sind kräftig gesunken, und unter den durch Subventionen hochgezüchteten deutschen Herstellern hat eine Marktbereinigung stattgefunden. So schmerzlich dies für die betroffenen Unternehmen und vor allem für die Arbeitnehmer ist: Diese Entwicklung ist zu begrüßen. Sie zeigt, dass Photovoltaik langsam dort ankommt, wo sie hin soll. Solarmodule sind kein teures Hochtechnologieprodukt mehr, sondern zunehmend ein günstiges Massenprodukt. Der in der Betriebswirtschaft bekannte Erfahrungskurveneffekt lässt sich am Beispiel der PV-Module gut nachvollziehen, wie die nachfolgende Grafik des Fraunhofer-Instituts (aus dem Photovoltaics Report, Seite 41) zeigt.

 Auch Bloomberg New Energy Finance berichtet, dass seit 2008 die Preise für Solarmodule um 75 Prozent gefallen sind. Alleine im Jahr 2012 betrug der Rückgang mehr als 20 Prozent.

Dass bei dieser Entwicklung deutsche Produzenten Marktanteile verlieren, ist nicht zu vermeiden. Heimelektronik-Hersteller wie z.B. Grundig und Blaupunkt haben in ihrem Markt in der Vergangenheit dieselbe schmerzliche Erfahrung gemacht und sind aufgrund des dramatischen Preisverfalls aus dem Markt ausgeschieden. Die Verbraucher freut es: Stereoanlagen und Fernseher sind inzwischen preiswertes Allgemeingut, und Photovoltaik ist auf dem besten Weg dorthin.

In diesem Jahr schon wird Solarstrom in Deutschland – wie erwartet – eine Netzparität erreichen, bei der die Erzeugungskosten für Solarstrom unter dem Haushalts- und Gewerbestrompreis liegen werden. Ein Grund dafür ist sicherlich auch der im Vergleich zu anderen Ländern hohe Strompreis (mit einer Steuern- und Abgabenquote von über 50 Prozent) in Deutschland, wie in der untenstehenden Grafik von Bloomberg New Energy Finance (Global trends in clean energy investment, Seite 18) gut herausgearbeitet wurde.Das heißt: Auch wenn wir in Deutschland etwa so viele Sonnenstunden haben wie Alaska – die Eigenversorgung mit selbsterzeugtem Solarstrom rechnet sich. Und: Es besteht gar kein Anreiz mehr Solarstrom aus Dachanlagen ins vorgelagerte Stromnetz einzuspeisen, sondern vielmehr möglichst viel Strom direkt vor Ort zu verbrauchen. Warum? Die vermiedenen Stromkosten sind höher als die gesetzlich garantierte Einspeisevergütung.

Das schlagende Argument bleibt: Im Unterschied zu den konventionellen Energieträgern sind zur Herstellung keine Brennstoffkosten notwendig, sondern nur Kapitalkosten. Und die sinken stetig, je mehr Solarmodule produziert werden. Aufgrund der bisherigen und auch zukünftig zu erwartenden weiteren Preissenkungen halten die Analysten der Investmenthäuser Macquarie und UBS die weitere Verbreitung von „unsubventionierten“ solaren Dachkraftwerken für unaufhaltsam.

Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich durch die Auswirkungen vor allem des Sonnen- und Windstroms auf den Börsenpreis. Schon jetzt kann man beobachten, dass sich aufgrund des Einspeisevorrangs von Sonnenstrom an sonnenreichen Tagen der Börsenstrompreis halbiert und sich damit der Durchschnittsbezugspreis an der Börse reduziert.

All das sind gute Nachrichten für den Systemumbau hin zu einer dezentralen Energieversorgung, die in der emotionalen Debatte um Förderungen und Arbeitsplätze schnell untergehen. Dabei ist der Zweck des Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) klar formuliert: Es soll „im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung“ ermöglichen und den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2050 auf 80 Prozent zu erhöhen. Das Gesetz ist gerade kein industriepolitisches Instrument, zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in der deutschen Solarindustrie. Auch nicht zur Wahrung der Besitzstände all derer, die an den Subventionen kräftig verdienen.

Gerade aufgrund des enormen Erfolgs des EEG in der Vergangenheit – gemessen am Ausbaustand der Photovoltaik – muss die Schlussfolgerung heißen: Ziel erreicht. Und gerade deshalb muss das EEG mit Sinn und Verstand an die neuen strukturellen Rahmenbedingungen angepasst werden: Weniger staatlich garantierte Vergütung, mehr Anreize zum Eigenverbrauch!

Mit anderen Worten: Freuen wir uns doch, dass es läuft! Inzwischen auch ohne Stützräder.

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